Donnerstag, 27. November 2014

Afrikanische Literatur, kulturelle Ignoranz und die „Stunde Null“ auf dem „schwarzen Kontinent“ - Janheinz Jahn

Jahns Reiseberichten über Westafrika.


Man könnte Janheinz Jahn (1918 - 1973) als den Grimm Afrikas bezeichnen. Denn, wie die Gebrüder Grimm im Kassler Raum so war Jahn seit Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts in Afrika unterwegs. Er sammelte dort Gedichte- und Geschichten. Jahn war Übersetzer und Vermittler der Afrikanischen Literatur, als diese in Europa noch niemand wahrnahm.
Janheinz Jan sammelte und bewahrte das Gedächtnis der Stämme Westafrikas und verbreitete durch seine Schriften das Wissen über diese "unbekannten" Kulturen. (Literaturliste: siehe unten) Seine Reisen durch Nigeria und Dahome im übervollen Mammy-Bus, zu Fuß oder mit dem Zug sind legendär.

Jahn, Janheinz, 
DURCH AFRIKANISCHE TÜREN. 
Erlebnisse und Begegnungen in Westafrika,
Frankfurt (Fischer) 1967.

Der weiße und der schwarze Orpheus“ - Jahn geht durch afrikanische Türen


Das Museum Fünf Kontinente veranstaltete am Freitag, den 28.11., eine Lesung aus Jahns autobiographischem Reisebericht.

Gemeinsam mit den Moderatoren Stefan Eisenhofer und Karin Sommer führte Wolfgang Bender zurück in das Westafrika in der Zeit des Aufbruchs - die1950/60er Jahre. Damals erhielten viele Afrika-nische Staaten ihre Unabhängigkeit.

Dokumentafilme über Westafrika in den 50er/60er Jahren


Die Türen zur Welt standen nach der Mitte des letzten Jahrhunderts offen und wurden noch weiter geöffnet: Afrika wurde der „Kontinent der unbegrenzten Möglichkeiten“. Der Schriftsteller Janheinz Jahn schilderte in seinem Reisebericht „Durch afrikanische Türen“ humorvoll und bunt: Afrika im Spiegel seiner Literaten. - Noch heute ein besonderes und lehrreiches Lesevergnügen! - Unter den Schriftstellern, die Jahn kennen lernte, war auch Léopold Sédar Senghor, der spätere Präsident des Senegal. Jahn erfuhr durch Senghor mehr über die Dichtung der Négritude. Durch Jahns berühmtem Sammelband „Der schwarze Orpheus“ wurde die Dichtkunst des unbekannten Kontinents erlebbar.

Jahn setzte sich an den Tisch der Einheimischen


Jahn setzte sich an den Tisch der Einheimischen, aß und wohnte mit ihnen in Hütten oder auch in den Wohnhäusern des so genannten Mittelstands. Er mied Hotels. Das wahre Leben lerne er nur kennen, so Jahn, wenn er mit den Afrikanern lebe. Lebensart, Kleidung, Traditionen, Stammeskulturen und die Veränderungen der Politik am Ende der Kolonialzeit wurden seine Themen.

Wolfgang Bender erinnert sich an Janheinz Jahn


Der Afrikaforscher Wolfgang Bender erinnerte im Museum Fünf Kontinente an Jahn, den er noch persönlich gekannt hat. Wie Jahn ist auch er immer wieder nach Afrika, genauer Nigeria gereist und hat sich dort mit der populären Kunst, Musik und Literatur vertraut gemacht.

Zur Person: Wolfgang Bender 

Wolfgang Bender lehrte als Professor an der Universität Mainz und war Mitbegründer und Gründungs-Direkter des Center for Worldmusic an der Universität Hildesheim. Heute ist er als Honorarprofessor am Iwalewa-Hauses, dem renommierten Afrika-Zentrum in Bayreuth, das er zusammen mit Uli Beier, ebenfalls Weggefährte Janheinz Jahns, in den 1980er Jahren gründete.

28.11. fand die Lesung aus Jahns autobiographischem Reisebericht statt!


LOCATION: 
Museum Fünf Kontinente, München, Foto: Helga Wäß

Maximilianstraße 42
80538 München
T +49 (89) 210 136 100


NACHLASS JANHEINZ JAHN in Berlin

Wer mehr über die ethnologische Arbeit Jahns erfahren möchte, findet den NACHLASS JAHN in Berlin.
„Das Nachlassmaterial wurde bereits sorgfältig gesichtet, archivarisch aufgearbeitet und in den Katalog des HUB-internen OPAC eingespeist.“ (vgl. https://www.asaf.hu-berlin.de/afrika/literatur-und-kultur/projekte/jahn)


Lyrik aus Afrika und dem karibischen Raum

Einen einzigartigen Schatz mit Literaturen in über 80 Sprachen der anglo- und frankophonen Lyrik aus Afrika und dem karibischen Raum findet man in der "Jahn-Bibliothek für afrikanische Literaturen" am Institut für Ethnologie und Afrikastudien in Mainz.
Link zur Jahn-Bibliothek in Mainz. 


PUBLIKATIONEN DES AFRIKAFORSCHERS JANHEINZ JAHN
  • Jahn, Janheinz, DURCH AFRIKANISCHE TÜREN. Erlebnisse und Begegnungen in Westafrika.
  • Frankfurt, Fischer 1967.
  • Jahn, Janheinz, 1954: Schwarzer Orpheus. Moderne Dichtung afrikanischer Völker beider Hemisphären. München: Carl Hanser.
  • Jahn, Janheinz, 1954: "Verblüffende Wirkung eines Lyrikbandes: 600 Briefe an die Neger aller Kontinente". Die Welt, 25. November.
  • Jahn, Janheinz, 1958: Muntu: Umrisse der neoafrikanischen Kultur. Düsseldorf: Eugen Diederichs.
  • Jahn, Janheinz, 1965: Die neoafrikanische Literatur: Gesamtbibliographie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Düsseldorf: Eugen Diederichs.
  • Jahn, Janheinz, 1966: Geschichte der neoafrikanischen Literatur: Eine Einführung. Düsseldorf: Eugen Diederichs.
  • Jahn, Janheinz, 1968: "Meine erste Begegnung mit Senghor". Darmstädter Echo, 20. September.
  • Jahn, Janheinz und Claus Peter Dressler, 1971: Bibliography of Creative African Writing. Nendeln, Liechtenstein: Kraus Reprint.
  • Jahn, Janheinz, Ulla Schild und Almut Nordmann, 1972: Who's Who in African Literature. Biographies, Works, Commentaries. Tübingen: Horst Erdmann.

Weitere Publikationen von und über Janheinz Jahn sind im OPAC der Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet.
DHW - hier der Link Homepage der Autorin