Donnerstag, 23. Juli 2015

Michael Jackson Orlando di Lasso Denkmal Muenchen

Orlando di Lasso – Michael Jackson

Ein Denkmal ohne Ruhe - Gedenken ohne Stille


Von Zeit zu Zeit kochten in den letzten, nunmehr fast sechs Jahren in München die Emotionen hoch, wenn es darum ging Michael Jacksons Andenken in München zu Ehren. Der KING OF POP war nicht oft in München, aber wenn er für ein Konzert vorbeischaute, dann residierte er am Promenadeplatz im Hotel Bayerischer Hof. Dem ersten Hotel am Platz. 
Der Sockel des Doppel-Denkmals für Michael Jackson und Orlando di Lasso könnte nun bald durch das Kulturministerium von Jackson-Devotionalien geräumt werden - wenn die Fans mit ihren Streitigkeiten nicht aufhören.

Text und Fotos: Helga Waess

Die Helden der Musikgeschichte  und das von Jackson-Fans umkämpfte Doppeldenkmal am Promenadeplatz in München


Auch Musik braucht ihre Helden, denn die Kunst der Töne braucht Genies. Während das Bronzedenkmal Di Lasso's extra zur Ehrung eines großen Musikers der Geschichte, der wichtig für München war, errichtet wurde, wird Michael Jackson am Sockel dieses Denkmals nur von seinen Fans verehrt. Ein Gedenkort für einen unvergessenen Musiker der Zeitgeschichte. 

Orlando di Lasso in Bronze über dem Granitsockel
mit Devotionalien für Michael Jackson,
München vor dem Hotel Bayerischer Hof, Foto: Helga Waess


Jede Musik war zu ihrer Zeit zeitgenössisch



Aber: Jede Musik war zu ihrer Zeit zeitgenössisch. Dieses Doppeldenkmal vor dem Hotel Bayerischer Hof in München wird beiden gerecht: 

  • dem KING OF CLASSICAL-MUSIC des 16. Jahrhunderts Orlando di Lasso 
  • und dem KING OF POP des 20./21. Jahrhunderts Michael Jackson.


Seit 2009 wird der Sockel des Denkmals von Orlando di Lasso vor dem Hotel Bayerischer Hof als so genanntes Doppeldenkmal für die Erinnerung an Michael Jackson genutzt. Der Musik-Titan der Pop-Geschichte verstarb im Jahr 2009 im 50. Lebensjahr. Das Monument auf dem Promenadeplatz in München hat sich seit dem zur Pilgerstätte der Michael Jackson-Fans weltweit entwickelt. 


Doppeldenkmal für zwei Helden der Musikgeschichte ihrer Zeit


Das Denkmal für Orlando di Lasso stand ursprünglich am Odeonsplatz. Die Bronzestatue wurde von Ferdinand von Miller geschaffen. Weil das Reiterdenkmal Ludwig I. aufgestellt wurde, musste das Di-Lasso-Denkmal umgesetzt werden. Es steht seit 1860 auf dem Promenadeplatz. Im Krieg zerstört wurde diese Rekonstruktion in Bronze im Jahr 1958 wieder aufgestellt. Der Bronzesockel besteht aus Granit.

Seit 2009 hat sich der Granitsockel des Denkmals vor dem Hotel Bayerischer Hof zur Pilgerstätte der Jackson-Fans entwickelt. Hierher bringen Sie Blumen, schreiben Briefchen, bringen Fotos und Zeitungsausschnitte. Gepflegt wird das Wind und Wetter ausgesetzte Denkmal Jacksons von privater Hand – von seinen treuen Fans.

Sockel der Michael Jackson-Gedenkstätte in München vor dem
Hotel Bayerischer Hof, Foto: Helga Waess

Michael Jackson im Hotel Bayerischer Hof in München


Auch wir erinnern uns an einen Besuch Michel Jacksons im Hotel Bayerischer Hof. Damals standen Trauben von Fans vor dem Hotel auf dem Grün des Promenadenplatzes und spielten laut seine Lieder. Pressefotografen waren da. 

Und dann der Moment: Ein fast hysterisches Kreischen ging durch die Menge, als sich plötzlich im 2 Stock des Hotels eine Gardine leicht zur Seite bewegte. Das Fenster blieb – anders als im Adlon in Berlin – zu. Man sah einen Augenblick lang ein mit einem schwarzen Tuch verhülltes Gesicht. Einen Hut. Und eine winkende Hand. „Michael! Michael!“ kreischte die Mengen und einige weinten vor Freude darüber, dass sie persönlich diesem begnadeten Musiker der Popgeschichte so nah zu sein konnten. Sie winkten zurück und sangen noch lauter. 

Bewegende Augenblicke, welche sich jene Pilger am Denkmal-Sockel für Michael Jackson sicherlich immer wieder in Erinnerung rufen.

Sockel am Di Orlando-Denkmal mit Michael Jackson-Erinnerungsstücken
Foto: Helga Waess



Keine Stadtführung ohne Michael Jackson-Denkmal


München wäre nach einer Auflösung der Michael Jackson-Gedenkstätte um eine Attraktion ärmer. Das Denkmal für Michael Jackson ist ein lebendiger Pilgerort. Dieser wird vom Kultusministerium und von der Stadt München solange geduldet, solange der Sockel mit Jackson-Bildern, Blumen, Texten und Kerzen bei Wind und Wetter gepflegt wird.

Jetzt ist es wieder einmal soweit und der Streit um das Michael-Jackson-Memorial scheint einmal mehr zu eskalieren. Zwei Lager streiten um ihr Idol:

  • die Michael-Jackson-Vereins MJ's Legacy mit ihrer Vorsitzenden Nena Akhtar (Jackson Facebookseite)
  • und Michael Jackson-Fans, die nicht organisiert sind.

Letztere möchten auch Gaben bringen und finden dafür keinen Platz, da die Monument-Pflege der MJ's Lagacy obliege. Diese meint, das dafür genügend freier Platz auf der Schattenseite des Denkmals zur Verfügung stehe.

Nun schaltet sich das Kultusministerium ein, da das Echo des Streites bis in diese Reihen vordrang. Wenn es zwischen den Parteien keine Ruhe gäbe, dann solle das - an dieser Stelle lediglich geduldete - Denkmal entfernt werden.

Michael Jackson-Erinnerungs-Sockel vom
Hotel Bayerischer Hof aus gesehen, Foto: Helga Waess

Orlando di Lasso ein Michael Jackson des 16. Jahrhunderts


Instinktiv scheinen die Michael Jackson-Fans das Orlando di Lasso-Denkmal für ihr Idol ausgewählt zu haben. Es stand vor Ort. Dort wo ihr Held der Musikgeschichte residierte.

Orlando di Lasso Bronzeskulptur von Ferdinand von Miller d. J.,
Denkmal auf dem Promenadeplatz in München,
Foto: Helga Waess 


Aber Orlando di Lasso war ein Michael Jackson des 16. Jahrhunderts. Er war in seiner Zeit so bekannt in Europa, wie der King of Pop im 20. Jahrhundert weltweit.

Inschrift am Orlando di Lasso Denkmalsockel, gerahmt von Fotografien Michael Jacksons, die die Fans
auf den Granit geklebt haben. Foto: Helga Waess


In Großbuchstaben steht an dem Sockel:
"ERRICHTET 
VON LUDWIG I
KOENIG VON BAYERN
MDCCCIL"

Ludwig I. König von Bayern ließ  das Monument im Jahr 1849 für den "Tondichter" Roland de Lattre, genannt Orlando di Lasso errichten.

Inschrift für Orlando di Lasso am Granitsockel seines Denkmals. Fotografien von Michael Jackson
wurden von den Fans des Pop-Königs hier aufgeklebt. Foto: Helga Waess

Auf der gegenüberliegenden Sockelseite findet sich dann die Inschrift für den King of Musik des 16. Jahrhunderts:

"ROLAND DE LATTRE
GENANNT
ORLANDO DI LASSO
TONDICHTER"

Orlando di Lasso, auch Orlande oder Roland de Lanus, der per kaiserlichen Wappenbrief im Jahr 1570 geadelt wurde, war ein Komponist. Er wurde 1530 oder 1532 (hier sind die Quellen widersprüchlich) in Mons, im Hennegau, geboren und verstarb im Juni des Jahres 1594 in München.

Mit diesem Denkmal für Orlando di Lasso ehrte König Ludwig I. von Bayern ein begnadetes Musikgenie. Einen Freigeist der Musik, der stets neue Wege beschritt und alle Formen der musikalischen Praxis beherrschte. Klar, er komponierte Messen und tägliche Tafelmusik, deutsche Lieder, französische Chansons, Motetten und Madrigale. ABER: Für sein ungewöhnliches Musikgenie spricht auch, dass er bereits zu Lebzeiten in Sammelwerke zur Musikgeschichte aufgenommen wurde. 


Das Genie der Musikgeschichte: Orlando di Lasso


Seine Hörer seien aufgrund seiner leidenschaftlichen Musik "außer sich geraten". Er setzte sich über alle Leitlinien der Komposition hinweg und schrieb den klassischen Kanon neu. Er scherte sich nicht viel um Lehrsätze und brachte überraschende Momente von hoher Tragkraft ein. Effekte aus Ton oder Text brachten eine für das damalige Hörvermögen "unklassische" Vertonung auf.
Egal ob weltliche oder geistliche Musik, er schuf seine Werke. Der Anlass für eine Komposition ist für ihn lediglich ein Grund seine individuelle Schöpferkraft einzubringen.

Er reiste nach England, Frankreich und Antwerpen. In diese Zeit datieren erste Druckwerke seiner Kompositionen, die in Venedig, Antwerpen und Rom verwahrt werden.

Das Jahr 1557 ist für München entscheidend, denn in diesem Jahr ist er erstmals als Kapelltenor am Hof Albrechts V.nachweisbar. 1562/3 wir der Kapellmeister der Hofkapelle. Er unternimmt viele Reisen; ist bei der Krönung Maximilians im Jahr 1562 dabei oder reist zum Kaiser nach Wien 1573 und so weiter.

Ein Beamter der Musik!

Orlando di Lasso wurde zu Lebzeiten mit Ehrungen überhäuft

  • 1570 wurde er in den erblichen Adelstand erhoben
  • 1574 von Papst Gregor XIII. als erster Musiker überhaupt zum "Ritter des goldenen Sporns" ernannt
  • Papst und Kaiser beschenkten ihn mit Gold
  • König Karl IX. von Frankreich gab ihm eine hohe Ehrenpension und wollte ihn an seinen Hof holen
  • ebenso war der Kurfürst von Sachsen an ihm als Hofkapellmeister für Dresden interessiert
  • er erhielt beim Komponistenwettbewerb in den Jahren 1575, 1583 jeweils den ersten Preis für die besten Motettenkompositionen
  • Di Lasso blieb in München: in Bayern erhielt er eine lebenslange Besoldung, quasi ein Beamter der Musik
  • von Anfang an wird er wie ein einfacher Hofrat honoriert, obwohl er nur Musiker war
  • die Witwe wurde mit einer Pension versorgt
  • die Söhne erhielten eine AnstellungsZusicherung
  • Zur Biographie Orlando di Lasso's siehe: Leuchtmann, Horst, "Lasso, Orlando di" in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 676-678 [unter diesem Link finden Sie die Onlinefassung]

Michael Jackson und Orlando di Lasso revolutionierten die Musikgeschichte

Zwei Supertalente der Musik werden an einem Ort geehrt. Obwohl die Wahl für den "King of Pop" durch den Ort bestimmt war. Das Denkmal als Doppelmonument war eine gute Wahl. Sehen wir mal: wie lange noch ...



Di Lasso-Jackson-Denkmal auf dem Promenadeplatz
vor dem Hotel Bayerischer Hof,
Foto: Helga Waess