Samstag, 19. Dezember 2015

Muenchner Gitarrentrio Residenz Konzert

Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov

Ein Abend mit dem Münchner Gitarrentrio 

Das Munich Guitar Trio in der Residenz



Es ist Dezember, noch gut eine Woche bis Heiligabend und so kündet das Programm des Münchner Gitarrentrios natürlich auch weihnachtliche Klänge an. Der hohe Kirchenraum verspricht eine hervorragende Akustik - kein geringerer als Mozart lobte sie dereinst - und die drei Profi-Musiker mit ihren klassischen Gitarren versprechen einen besonderen Ohrenschmaus. Um 20 Uhr nehmen wir unsere Plätze ein. 

Siehe auch unsere Vorankündigung in diesem Blog (hier der Link)

Alte Hofkapelle in der Münchner Residenz am 16. Dezember 2015,
Foto: Helga Waess

Die Blicke schweifen über die drei Altäre, über die großen Gemälde, die kostbar verzierten Reliquienkästen und schließlich hoch an die stuckverzierte Decke der Alten Hofkirche. Hier in der Münchner Residenz haben sich für zwei aufeinander folgende, identische Gitarrenkonzerte (um 18 und um 20 Uhr) jeweils circa 130 Zuhörer versammelt. Wir wollen gemeinsam den Münchner Gitarrentrio lauschen.

Die Kirchenbänke sind hart und eigentlich sollte man auf diesen den Fußraum um circa 10 Zentimeter überragenden Holzstreben wohl knien. Wir wollen aber sitzen. Wohin jetzt mit den Füßen. Und so arrangieren alle kunstvoll, je nach Beweglichkeit mehr oder weniger elegant, ihre Beine.

Das Konzert des Münchner Gitarrentrios


Dann wird es dunkel. Feierlich erstrahlt der Altarraum. Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov nehmen ihre Plätze ein.

Es beginnt mit Antonio Vivaldi. Innerhalb von sehr kurzer Zeit ist der Zuhörer in einer anderen Zeit. Man erlebt in dieser Wiedergabe von längst bekanntem, doch etwas Neues, etwas, dass nur diese Instrumente im leisen Zusammenspiel hervorzaubern.

Musik, die den eigenen, den inneren Klangkörper erfasst. Etwas in uns schwingt mit, als wir dem Gitarrentrio lauschen. Man spürt, wie die Musiker mit ihrem Instrument verwachsen, ja, selbst ganz Klang, Rhythmus und Melodie werden.

Weihnachslieder aus Deutschland, Russland und Frankreich


In dem folgenden Weihnachtslieder-Arrangement rückt die Welt zusammen. Bei dem leisen "still, still, still, weil's Kindlein schlafen will" nickt der junge Mann vor uns kurz ein - das spricht für Komposition und Interpretation -, auch er wurde im Innersten erreicht.

Das Münchner Gitarrentrio


Die drei Konzertgitarristen Alexander Leidolph, Thomas Etschmann und Mikhail Antropov gründeten das Trio vor gut sieben Jahren. Seitdem haben Sie sich in die Herzen vieler Musikliebhaber gespielt. Sie schreiben klassische Stücke für die Laute um und spielen ganze Orchester-Partien jeweils mit einem Instrument.
Ja, immer ist hier und da auch eine bekannte Melodie erfassbar, aber alles klingt neu. Man hört zu, fühlt die Musik atmen und möchte diese Klänge ganz in sich einschließen. 

Und: Kein Weihnachtskonzert ohne Tchaikovsky

Alexander Leidolph arrangierte fünf Stücke aus Peter Tchaikovskys "Nussknacker-Suite". Beginnend mit der Ouverture-Miniature wird man innerlich ganz leise. Es folgt der Danse de la Fée Dragée, der Danse russe Trepak und der Danse des Mirlitons. Schließlich lassen die drei mit dem Valse des Fleurs die Suite ausklingen. Es ist kurz ganz still, dann begeisterter Applaus. 



 Münchner Gitarrentrio: Mikhail Antropov, Alexander Leidolph und Thomas Etschmann in der Alten Hofkapelle der
Residenz, Dezember 2015, 
Foto: Helga Waess

Das Trio beherrscht die Klassische Gitarre in ihrer ganzen Bandbreite. Man spürt ihre musikalische Intelligenz, sieht ihre, einem inneren Rhythmus folgende, Fingerfertigkeit. Ein Schallereignis folgt dem nächsten - teils in so schneller Folge, dass der Zuhörer die Wellen der Musik fast körperlich spürt. Die tieferen Töne bleiben.


Virtuosität in der Interpretation

Die Interpretation lässt alles vergessen. Der lange Arbeitstag ist weit weg. Die drei lassen ihre Instrumente sprechen. Mit dem Auditorium zusammen erklimmen sie Klangberge, laufen durch glasklare Wellentäler und lassen selbst den leisesten Gitarrensaiten-Hauch zu einem Ereignis werden.


Münchner Gitarrentrio in der Alten Hofkapelle der
Residenz am 16. Dezember 2015,

Foto: Helga Waess

Spain - das neue Programm 2016

Schließlich kommen wir noch in den Genuss eines Vorklangs: Das Münchner Gitarrentrio spielt ein Stück aus dem kommenden Programm, das zurzeit einstudiert wird: "Spain".
Es wird von der spanischen und südamerikanischen Musik für Gitarre und von der Klassik bis zu Tango, Flamenco und Bosa Nova reichen.

Ausklang mit Haydn und der innere Klang trägt in die Münchner Nacht

Eigentlich wäre das Konzert zu Ende - aber es gibt noch eine Zugabe: Joseph Haydn. 

Und eines spürt an diesem Abend jeder, das Gitarrentrio lebt eine innere, wortlose Harmonie. Man kennt sich, ein Blick, eine gehobene Augenbraue und sie sind eins, in jedem Ton. Perfekt aufeinander abgestimmte Tempi. Die Schwingung der Interpretation trägt den Saal. 

Harte Bänke, verknotete Beine? Vergessen. 

Für die Dauer dieses Konzerterlebnisses lässt man sich gerne in Klangsphären entführen. Man erlebt durch die Musik einen inneren Gleichklang, jenen, den manch einer längst vergessen glaubte.

Das Münchner Gitarrentrio lässt an diesem Abend nicht nur die Gitarren erklingen, sondern vereint die Zuhörer in einen großen Klangkörper.

Die CD mit den Stücken aus diesem Konzert 


Konzertankündigung "Spain" 


Gerne weisen wir an dieser Stelle auf die Konzertankündigung "Spain" hin. 
Das Münchner Gitarrentrio kann man mit dem neuen Programm 
am 25. Februar 2016 
im Kleinen Konzertsaal 
im Münchner Gasteig (Rosenheimer Str. 5) 
erleben.