Montag, 13. Juli 2015

Kunstgutschutzgesetz Museen Künstler Kunsthandel

Wird das Kulturgutschutzgesetz für Sammler, Museen und Kunsthandel zur Katastrophe?

Dresden künftig ohne „Baselitz-Saal“ - München künftig ohne Bernheimer


Ein Raunen geht durch die Kunstlandschaft. Galeristen, Kunsthändler, Sammler, Künstler und sogar die Museen leiden schon jetzt unter den geplanten Änderungen im Kulturgüterschutz.  Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) will alles neu regeln. Von einer Meldepflicht für Werke, die älter als 50 Jahre sind und deren Preis über 150.000 Euro liegt, bis zu Ausfuhrbeschränkungen, wenn eine Institution ein Werk zum Nationalen Eigentum erklärt. Deutschland plant ein umfangreiches Gesetz für die Ein- und Ausfuhr von Kunst und Kulturgut innerhalb der EU. Das geplante Gesetz wirft seine Schatten auf die bislang "ach so gemütliche" Kunsthandels-, Ausstellungs- und Sammlungstradition in Deutschland.

Text: Helga Waess

Wie das geplante Kulturgutschutzgesetz die 

Kunstlandschaft in Deutschland verändert


Pinakothek der Moderne, zukünftig ohne Baselitz?
Foto: Helga Waess

Museen und die Leihgaben von Künstlern und Sammlern


Die Künstler in Deutschland fürchten um das uneingeschränkte Eigentumsrecht an ihren Kunstwerken. Einzelne Arbeiten bis zu ganzen Werkgruppen könnten in den kommenden Wochen aus den Museen abgezogen werden.
Die Museen könnten ihre zeitgenössischen Sammlungen ohne Leihgaben von Künstlern und Sammlern kaum bestücken.

Der Grund für den Abzug der Werke ist wohl der § 7 des Gesetzes-Entwurfs, in welchem festgehalten wird:
dass eine Leihgabe, die länger als fünf Jahre in einer "Öffentlichen Sammlung" ausgestellt war, zum "Nationalen Kulturgut" wird. Zeitgenössische Kunst wird hierbei nicht ausgenommen. 
Künstler, Sammler oder Galerien, die ein Werk länger als fünf Jahre an ein Museum ausleihen würden, dürften dieses Werk nach der Fünfjahres-Frist nicht mehr ausführen, da es durch diese Leihgabe "Nationales Kulturgut" würde.

Baselitz ist wütend. Er zieht seine Kunstleihgaben aus Museen ab.


Noch diese Woche wird die Kunst des aus Sachsen stammenden Georg Baselitz im Albertinum in Dresden ausgestellt! Und dann?
Georg Baselitz (77) zieht seine Gemälde und Skulpturen, die als Leihgaben an öffentliche Sammlungen und Museen ausgeliehen waren, zurück.  Zehn Leihgaben des Künstlers werden in Dresden bereits für die Rückgabe vorbereitet.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zeigten die Arbeiten zur Gegenwartskunst im Albertinum. Dort gibt es nach der Rückgabe keinen Baselitz-Saal mehr! Ein Verlust, so Generaldirektor Hardwig Fischer - laut Deutscher Presse-Agentur -, der aus eigenen Beständen nicht ausgeglichen werden kann.

Betroffen vom Baselitz-Kunst-Rückzug wäre auch die Pinakothek der Moderne in München oder die Kunstsammlungen Chemnitz.

Und die anderen Zeitgenossen? 


Künstler wie Gerhard Richter oder Günther Uecker und Sammler wie Ingvild Goetz oder Arend und Brigitte Oetker melden sich in der WELT zu Wort. "Kunst verträgt kein Auswanderungsverbot", so Boros aus Berlin. Hier ein Link zum Artikel "Die Regulierungswut führt zu Protestpotenzial"

Kunsthändler schließen ihre Dependancen in Deutschland



Kunsthändler Konrad Bernheimer München schließt: Sein Galerie-Flaggschiff für Alte Meister in München schließt zum Jahresende die Tore in der Brienner Strasse am Hofgarten.  Ein herber Verlust für die Kunsthandelsmetropole selbst, aber auch für den Kunsthandel und die Sammler in Deutschland. Fortan wird das Haus Bernheimer nur noch in London mit „Colnaghi – Old Masters“ vertreten sein.
Tochter Blanca Bernheimer geht mit Ihrer Galerie für Fotografie nach Berlin. Sie wird in der Nähe der Museumsinsel residieren. Tochter Isabel hat sich mit ihrer Galerie in der Schweiz angesiedelt.  

Museumsinsel in Berlin, Foto: Helga Waess


Wird das Kulturgutschutzgesetz für Sammler, Museen, Künstler und Kunsthandel zur Katastrophe? 



Was soll in diesem Gesetz eigentlich geändert oder ergänzt werden? Cornelius Tittel vergleicht in der WELT die Antworten der Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters (8. Juli, Frankfurter Allgemeine - link siehe unten) mit Passagen des Entwurfs für das neu geplante Kulturgutschutzgesetz. Tittel lässt Experten aus der Kunstwelt - wie Konrad Bernheimer - zu Wort kommen. Und Tittel zweifelt daran, ob die Gesetzgeber wissen, was sie tun?
Hier ein Link zu einem früheren Interview von Cornelius Tittel mit Monika Grütters, worin die Ministerin betonte, dass sie die Aufregung im Kunsthandel gar nicht verstehe.

Das Interview mit Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, über die geplanten Änderungen am Kulturgutschutz-Gesetz sorgt für Wirbel. Hier der Link zum Interview von Andreas Kilb und Niklas Maak mit Staatsministerin Monika Gruetters in der FAZ.





DHW - hier der Link Homepage der Autorin