Montag, 23. November 2015

Bernheimer Sammlung Sotheby Auktion

Sotheby's versteigert Bernheimer Familien-Sammlung

Hintergründe der Auktion Bernheimer-Collection bei Sotheby's in London - Bernheimer Sale

Kunst- und Kulturgüter aus dem Palais Bernheimer und aus der Burg Marquartstein 


Am 24. und 25. November 2015 wird in London die private Kunstsammlung-Bernheimer aus dem einstigen Palais Bernheimer und aus der Burg Marquartstein bei Sotheby's verauktioniert. Einlieferer der Bernheimer Collection mit Kunst- und Kulturgütern von der Antike bis in die Neuzeit ist der bekannte Münchner Kunsthändler Konrad O. Bernheimer. 

Palais Bernheimer in München, Foto: Helga Waess

Am 24. und 25. November 2015 finden in London insgesamt drei Auktionen statt 

  • „Evening Sale“ am 24. November mit dem Restinventar des Palais Bernheimer, 
  • „Day sale“ am 25. November  mit dem Schloss-Inventar von Burg Marquartstein
  • und dabei auch als „Finest and Rarest Wines“ - kostbare Bestände aus Bernheimers Weinkeller auf Burg Marquartstein.


Kunstgutschutzgesetz und Verlagerung des Kunsthandels Bernheimer nach England


Bereits im Juli 2015 hatte Konrad Bernheimer im Zusammenhang mit dem in Deutschland geplanten Kulturgutschutzgesetz, dass in diesem Sommer in einem nicht öffentlichen Entwurf und nicht autorisiert bekannt wurde, den geordneten Rückzug seines Kunsthandels aus Deutschland nach England bekannt gegeben. Aber nicht nur der Altmeister Kunsthandel aus der Briennerstraße würde nach London umziehen, auch die Bernheimer-Sammlung sei nach London gebracht worden, bevor das Kulturgutschutzgesetz irgendwann in Kraft trete. 

Konrad Bernheimer sprach gegenüber der „Welt online“ im Zusammenhang mit dem geplanten Kulturgutschutzgesetz gar von einer „Kalten Enteignung“ (sic!)  die Deutschland vorhabe und die er sich nicht gefallen ließe. 

Der nun spruchreife, da genehmigte Entwurf des deutschen Kulturgutschutzgesetzes / Kunstgutschutzgesetzes ist seit Anfang November erneut zur Diskussion freigegeben. Bei der Podiumsdiskussion, die von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 29. November in Berlin organisiert wird (LINK zur Homepage des FAZ-Forums), steht unter dem Motto "Schafft Kunst neues Handeln?" auch die Auswirkung des Gesetzes auf den Kunsthandel auf dem Programm. Unter den Gästen der FAZ in Berlin wird Konrad Bernheimer hierzu sicherlich einiges zu sagen haben.


Die Historie der Familie Bernheimer in Bayern


Da Sotheby's in den Auktionskatalogen stark auf die Geschichte und Sammlungsgeschichte der Bernheimers eingeht, möchten wir dies an dieser Stelle auch: 

Im September 2013 veröffentlichte Konrad O. Bernheimer "Narwalzahn und Alte Meister. Aus dem Leben einer Kunsthändlerdynastie" (Hoffmann und Campe) seine Familiengeschichte.




In seinem Buch "Narwalzahn und Alte Meister. Aus dem Leben einer Kunsthändlerdynastie" erzählt der Verfasser eine sehr wechselvolle Geschichte von Aufbau, Flucht und Wiederkehr.



Die Kunsthändlerdynastie Bernheimer


Diese Kunsthändlerdynastie hat ihre Wurzeln im Jahr 1864 mit der Gründung der Textilhandlung Bernheimer durch Kommerzienrat Lehmann Bernheimer (1841-1918) in der Bayerischen Landeshauptstadt. Hieraus entwickelte sich das berühmte Teppichhaus. Schließlich widmete die Familie sich auch dem Kunst- und Antiquitätenhandel.

Der Kunsthändler erzählt von Familienheiligtümern, von dem Ende der goldenen Jahre, von der Nazizeit und dem Exil, der Nachkriegszeit und dem Wiederaufbau im „Ersten Teil“. Ganz persönlich wird Bernheimer mit der Schilderung seiner Kindheit in München und seinem Leben als Schüler und Student im „Zweiten Teil“. Und er erzählt seine eigene Erfolgsgeschichte von zwei Galerien und seiner Burg vom Handeln und Sammeln im „Dritten Teil“. Die Frage der Restitution, das Leben in Venezuela, die Gründung einer Messe und das Bernheimer-Gen der Tochter Blanca mit ihrer Photogalerie im „Vierten Teil“ führen zu dem bescheiden klingenden Fazit 

„Es hätte uns schlimmer treffen können.“


Katalog-Cover Bernheimer EVENING SALE,
Sotheby's, Cover


Stammhaus Bernheimer am Lenbachplatz


Ein Teil der rund 700 Objekte die Ende November bei Sotheby's in London aufgerufen werden, stammen noch aus dem Bernheimer Palais, das auf dem Auktionskatalog abgebildet wird. 

Bernheimerpalais, München, Foto: Helga Waess


Das Stammhaus der Familie am Lenbachplatz in München wurde inklusive eines Großteils des Inventars bereits 1987 durch das Familienunternehmen veräußert. Konrad Bernheimer hatte die 1977 die Führung des Unternehmens übernommen.
Seit 1990 findet eine zunehmende Fokussierung auf den Altmeister-Handel statt. In einer weiteren Versteigerung im Jahr 1996 trennt man sich von Textilien und Teppichen aus der Familiensammlung, um den Erlös in den Hauptzweig des Geschäfts, den Altmeisterhandel, zu investieren. 

Fortan legt Konrad O. Bernheimer erfolgreich sein Hauptaugenmerk auf das Altmeister-Geschäft.

München oder London - die Entscheidung dürfte leicht gefallen sein!


In London hat der Kunsthändler mit Bernheimer-Colnaghi seit Jahren einen zweiten Firmensitz. Hier wickelt der Kunsthändler nach eigenen Aussagen 40 % seines Geschäftes ab, weitere 40 % laufen über die Kunstmesse TEFAF und lediglich 10 % werden in München umgeschlagen (Quelle: Rückzug auf Raten im "Handelsblatt online" unter diesem Link). Bei solchen Zahlen fällt der Rückzug aus München und Bayern vermutlich nicht schwer. 

Das Münchner Traditionshaus für den Altmeisterhandel von Konrad O. Bernheimer in der Briennerstraße wird über kurz oder lang - so lässt sich  nach all dem vermuten - wohl ganz aufgegeben werden.

Obwohl Konrad Bernheimer, als Mitbegründer und einer der Geschäftsführer der Highlights. Internationale Kunstmesse München, die dereinst nach dem seinem Rückzug von der Kunstmesse München, zunächst als Munich Highlights in den Münchner Kunsthandlungen stattfand und dann über das Haus der Kunst als Veranstaltungsort heute einmal im Jahr in der Residenz am Hofgarten beheimatet ist, hier noch ein Standbein hat. (Link zu unserem Blogbeitrag über die Higlights. Internationale Kunstmesse München 2015) Der Highlights Kunstmesse, die in München auch als Bernheimer-Messe bezeichnet wird, wird der Kunsthändler sicherlich treu bleiben. 

Die Versteigerung der Familien-Collection und die nächste Generation der Familie Bernheimer


Konrad Bernheimer will seinen vier Töchtern, die sich von Berlin bis in die Schweiz mit ihren Galerien etablieren, mit dem Schloss Marquartstein keine Fesseln anlegen. Dies war ein gewichtiger Grund für die Entscheidung zur Versteigerung des Schlosses und nun auch des Schlossinventars. Die Nachfahren sollen frei handeln und wandeln können. Und sie haben das Kunsthandels-Gen geerbt: Blanca Bernheimer tritt seit einigen Jahren als Fotogaleristin auf (hier ein Link zu Bernheimer Fine Art Photography) und Isabel Bernheimer betreibt "Bernheimer Contemporary" (hier der Link zu Bernheimer Contemporary in Berlin).

Die Bernheimer-Collection-Auktion am 24. und 25. November 2015

Vom Antiken Relief zum Stilmöbel oder zu Altmeister-Gemälden ist der künstlerische Unterschied groß, aber die Provenienz verspricht Qualität bis ins Detail.

Die Kunstgüter der Familie Bernheimer aus Burg Marquartstein



Auktionskatalog: Inventar von Burg Marquartstein,
Sotheby's, hier Cover

"Vom Speicher bis zum Lapidarium" - Burginventar von Marquartstein


Unter dem Motto "Vom Speicher bis zum Lapidarium" werden am 25. November neben Altmeister-Gemälden auch Gemälde des 19. Jahrhunderts, Skulpturen, Mobiliar, Kunstkammerstücke, Kunsthandwerk, wertvolle Bücher und Manuskripte bei Sotheby's aufgerufen.

Das Angebot ist gemischt und weist einen Qualitäts-Faktor auf, der von Sotheby's ins rechte Licht gerückt wird: Provenienz Familiensammlung Bernheimer! Und dann noch ein Faktor, der sicherlich bei den Sammlern aufsehen erregen wird: Burginventar von Marquartstein

Die Burg Marquartstein


Von der Burg aus hat man einen wunderbaren Blick auf den Chiemsee. Sie liegt im Tiroler Achental. 

Das Gemäuer wurde im Jahr 1075 durch Marquart II. von Hohenstein, einem Chiemgaugrafen, erbaut. Die Burg hat 1300 Quadratmetern Wohnfläche, die sich auf 40 Zimmer verteilen. Einst, das heißt von 1259 bis in das 19. Jahrhundert war das Gemäuer in Wittelsbacher Besitz. Es folgt von 1928 an bis 1958 eine Episode als Landschulheim. Damals war Konrad Bernheimer als Schüler erstmals auf dieser Burg. 1987 kauft der damalige Schüler die Burg mit dem umliegenden, insgesamt 11000 Quadratmetern Grundbesitz und zieht nach umfangreichen Renovierungsarbeiten mit seiner Familie auch hier ein. In diesem Jahr nun der Entschluss zum Verkauf der Burg, die keine der Töchter später übernehmen möchte.

Das Verkaufsvideo von Burg Marquartstein ist noch online: Das Auktionshaus Sotheby's hatte im Sommer bereits die Burg Marquartstein zum Verkauf angeboten. Unter diesem Link wird das Verkaufsvideo von Burg Marquartstein durch Sotheby's International Raelty gezeigt.

DIE VERSTEIGERUNGSOBJEKTE - Sotheby's Katalog Online


Für die Kunstwerke und Kulturgüter, die in der Auktion angeboten werden empfehlen wir den Onlinekatalog des Auktionshauses Sotheby's in zwei Volumen unter diesen Links:
Auktionskataloge und Familiengeschichte, Foto der Cover
hier zusammengestellt von Helga Waess

Feine Kunstwerke und Kulturobjekte für eine sinnvolle Sammlungsergänzung


Wenn Sie hier Ihr Sammlerstück finden, Ihre Sammlung sinnvoll erweitern können und sich daran erfreuen, dass Ihr Geld gut angelegt ist, weil Sie ein Stück Kunst mit tadelloser Provenienz bekommen zu haben, dann sollten Sie sich zum Feiern gleich fünf Flaschen besten Dom Pérignon - Jahrgang 1955 /  für 2.000-2.600 GBP (Aufrufpreis) - sichern. 
Weitere kostbare Tropfen für Ihren Weinkeller finden Sie unter diesem Link im Sotheby's Katalog.


Literaturempfehlung:



Text und Fotos von Helga Waess
DHW - hier der Link Homepage der Autorin