Dienstag, 17. November 2015

Neumeister Moderne Auktion Muenchen

Post War & Contemporary Art“ am 3. Dezember bei Neumeister in München


Die Auktion beginnt bei ZERO: von ZERO bis Ferro



Keine geringere, als die Kunsthistorikerin Eva Karcher hat sich die Geschäftsführerin des Auktionshauses Neumeister in München, Katrin Stoll, ins Boot geholt, um aus den eingelieferten Kunstwerken eine besondere Auswahl zu treffen. Die Autorin, Journalistin und Zeitgenossen-Expertin Karcher kuratiert den ersten Teil der "Post War & Contemporary Art"-Auktion.

Von Helga Waess

Ein kuratierter Einstieg in die Auktion


Das Repertoire des Kataloges umfasst fast alle Genres des Kunstschaffens von der Malerei über die Druckgrafik bis zur Skulptur und Fotografie.

Die Auktion beginnt bei ZERO


Otto Piene

Als der Zero-Künstler Otto Piene (1928-2014) im Alter von 86 Jahren verstarb, hatte er gerade noch eines seiner Luft-Skulpturen-Projekte verwirklicht.

Eva Karcher gibt mit Pienes Gemälde „Le vert et le noir von 1962/72 das Entrée in die Post War-Kunstgeschichte. Es handelt sich um eines der so genannten „Feuerbilder“, in denen Piene den Zufall des Elements Feuer zur Hilfe ruft, um seine Malerei in eine weitere Dimension zu führen. Farbe, Struktur, Effekt. Piene lockt in dieser Arbeit, die für 60.000-80.000 Euro aufgerufen wird, die Wahrnehmung und die Sinne des Betrachters aus der Reserve.

Heinz Mack

Der zweite Zero-Künstler, der bei Neumeister zu Wort kommt, ist Heinz Mack (geboren 1931). In drei Serigraphien auf Karton wird „Silberrotor“, „Kombinationsspiel“ und „Galaxis“ dargestellt. Die Arbeiten entstanden in den Jahren 1970, 71 und 73 in Auflagen von 80-200 Stück. Aufrufpreise liegen bei 2.500-3.000 Euro.
Mack spielt mit unserer Wahrnehmung. Licht und Spiegelung auf Folien versuchen unser Auge zu verführen.

Empfehlung "Die Posie des Lichts" in der Galerie Florian Trampler: Wer gerade in München ist und mehr von Heinz Mack sehen möchte, dem sei die Ausstellung Heinz Mack „Die Poesie des Lichts“ in der Galerie Florian Trampler empfohlen ( noch bis 21. November 2015 / Katalog zur Ausstellung) 


Rupprecht Geiger

Optisch bestechend sind die Arbeiten der Zero-Künstler allemal. Sie wollen das Auge reizen, fesseln und festhalten.

Die strahlenden, bunten Arbeiten von Rupprecht Geiger (1908-2009) bleiben in Erinnerung. Als Kind sah ich den „Roten Punkt“ in einer Ausstellung im Landesmuseum zu Hannover und war fasziniert. Die Signalwirkung, die von diesem Werk ausging. war beeindruckend.

In München haben wir übrigens das „ARCHIV GEIGER“, das auf der Homepage archiv-geiger.de verschiedene Werkphasen aus dem Schaffen Rupprecht Geigers vorstellt.


Geigers bei Neumeister aufgerufene „Zahlenmetaphern“ vereinfachen und zeigen anschaulich: dass Farbe vor Motiv stehen kann. Wenige Elemente als Wiedererkennungseffekt und unser Gehirn erkennt eine Zahl – aber die Farbe und das grafische Element stehen bei aller Titel- und Motiv-Findung im Vordergrund.


Künstlerinnen: Marlene Dumas und Rebecca Horn in der Neumeister-Auktion 


Mit Marlene Dumas (geb. 1953) und Rebecca Horn (geb. 1944) kommen die Frauen der Kunst zu Wort.

Marlene Dumas

Marlene Dumas, eine südafrikanische Künstlerin, die heute in den Niederlanden lebt, zählt zu den einflussreichsten Künstlerinnen der Gegenwartskunst. Sie nahm 1982 und 92 an der Documenta teil und war 1995 und 2015 auf der Biennale di Venetia. Hier ein Link zur Homepage der Künstlerin Marlene Dumas.

In diesem Sommer widmete die Fondation Beyeler in Riehen/Basel der Künstlerin eine große Ausstellung und zeigte „Marlene Dumas. The Image as Burden“.

Bei Neumeister wird Dumas' „Barbie“ von 1997 als Farblithographie auf Velin für 6.000-8.000 Euro aufgerufen. Fließende, helle, fast gläsern erscheinende Farben vermitteln Offenheit, Zartheit und Verletzlichkeit. Ein innerer Porträt-Kanon, der sich im Werk der Künstlerin durchsetzt.

Rebecca Horn

Kommen wir schließlich zu Rebecca Horn, die ebenfalls Documenta-Künstlerin ist und eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste/Akademie der Künste wahrnimmt. Ihre Körper-Performances sind legendär. Hier ein Link zur Homepage von Rebecca Horn.

Der „Mechanische Körperfächer“ von 1973 wird als Artefakt-Fotografie der Performance aufgerufen. Die Künstlerin steht im senkrechten Mittelpunkt, während ein Körperfächer mit drei Metern Durchmesser, eine Metallkonstruktion, blühten-artig aufgeht, kreist oder den Menschen fast gänzlich in den Hintergrund rücken lässt.
Die acht Silbergelantineabzüge auf Fotopapier sind als Artefakte dieser Performance zu sehen und konservieren das Kunsterlebnis für die Nachwelt. Der Aufrufpreis liegt hier bei 6.000-8.000 Euro.


Tàpies - Penck - Richter



  • Wir könnten noch über "Spanische Kunst nach 1945" sprechen und dabei Antonio Tàpies (1923-2012) und seinen Kanon der zeichenhaften Kunstsprache (Lot. 9 und 10) beschwören. - In München finden Sie Spanische Kunst nach 1945 übrigens daherhaft im Angebot der Galerie Rieder. -
  • Oder wir widmen einen Gedanken dem Werken des A.R. Penck (geboren 1939 in Dresden). Da sollte man die minimale Zeichenhaftigkeit in maximal-formatigen Werken (Lot 11) zitieren. 
  • Und natürlich dürfen wir den großen Gerhard Richter (geboren 1932 in Dresden) nicht vergessen; schließlich kommen fünf Heliogravüren für 5.000-7.000 Euro in dieser "Auktion 58" bei Neumeister zum Aufruf.

Sasse - Thiel - Schulze


Und aus dem Bereich Contemporary sollten auch


  • Jörg Sasse (* 1962), 
  • Frank Thiel (* 1966) oder 
  • Andreas Schulze (* 1955) 


beachtet werden. Ihre Auktionsergebnisse werden sicherlich den Kunstmarktindex der drei Zeitgenossen festigen.

Die „Ohrfeigenschleuder“ von Franz West



Aus dem Bereich der Skulptur fasziniert uns besonders das Werk „Ohrfeigenschleuder“ von Franz West (1947-2012). Die Schleuder-Skulptur entstand um 1980.
Man möchte dem kleinen Männchen mit der riesigen Schleuder (an der langen Leine) genügend Kraft wünschen, um die Richtigen zu treffen.
Diese kleine, wichtige und vielsagende Skulptur (11 x 40 x 7 cm) kommt für 30.000 – 40.000 Euro zum Aufruf (Lot. 19).

Förg - Rauschenberg - Warhol - Scully - Naumann



Schließlich bleibt es uns nur noch ein paar Namen zu nennen, die selbstredend sind

  • Günther Förg (1952-2013), der Meister der monochromen Temperamente und Netzwerke, 
  • Robert Rauschenberg (1935-2008), der Wegbereiter der Pop Art-Kunst, 
  • und natürlich Andy, Andy Warhol (1928-2008), der Werbegrafiker, der die Malerei revolutionierte.

Neumeister wird aber auch


  • Sean Scully und 
  • Bruce Naumann 


aufrufen, die ebenfalls gute Anlagen sind.

Was zeigt das Cover des Auktionskataloges?


Das Cover des Kataloges zeigt übrigens einen Ausschnitt aus Hubert ScheiblNicotin on silverscreen“ (2009), das in Öl auf Leinwand gemalt ist und 40.000–45.000 Euro leicht erreichen sollte.


Schwebend, wie vom Wind aufgewirbelt, lässt der österreichische Künstler Scheibl auf dieser riesigen Bildfläche (2,40 x 1,90 Meter) ein unwirkliches, abstraktes Blau schemenhaft tänzeln.

Kunst für das Loft: von Zero zu Ferro


Die Auktion Post War & Contemporay Art, die bei der Küntlergruppe ZERO beginnt, schließt mit Ferro, mit dem Künstler Knopp Ferro (*1953), der ein Mobile „Red Skulpture 19:07. 2011“ (sic!) baute, dem eine ganze Doppelseite nicht gerecht wird. Ein Loft wäre für die Hängung ideal und könnte die volle Wirkung des Werkes hervorbringen.
Aus Eisenstäben und roter Farbe bestehend, dreht sich das Objekt und misst immerhin 105 x 139 x 107 Meter. Denn die Bewegung ist es, die diese Kunstform ausmacht und mit etwas Glück kommt auch ein Klang hinzu – was uns Alexander Calder lehrte.

26.-30. November: Vorbesichtigung zur Auktion 58 „Post War & Contemporary Art


Die Vorbesichtigung findet übrigens vom
26. bis zum 30. November 2015 
(tägl. Von 9-17:30, Mo. bis 20:00 und Sa/So von 11 bis 17 Uhr)
in der Barerstraße statt.