Samstag, 28. Januar 2017

TEIL 2: Timofej. Die Geschichte des Stadtheiligen - München

Timofej Stadtheiliger Muenchen - Teil II

Die Geschichte des  „Olympia-Eremit" / „Einsiedler vom Oberwiesenfeld"


Timofej Wassiljewitsch Prochorow ging in München unter dem Namen Väterchen Timofej in die Stadtgeschichte ein. Vermutlich wurde er am 22. Januar 1894 in Buchaewskaja, bei der Stadt Rostow am Don geboren. Hier fuhr er, so wird überliefert als Kohlefahrer mit dem Pferdewagen von Dorf zu Dorf. Er war in Russland verheiratet und hatte drei Söhne. - Einer der Söhne wird ihn im hohen Alter am Oberwiesenfeld in München besuchen.

München, Marienplatz mit Rathaus und den Türmen der Frauenkirche,
Foto: Helga Waess

Der lange Weg von Russland nach München


Während des Zweiten Weltkrieges, genauer im Jahr 1943, verhalf er deutschen Soldaten auf russischem Gebiet zur Flucht vor der Roten Armee. Einmal, als er von einer Pferdewagenfahrt zurück in sein Heimatdorf wollte, sei ihm auf dem Rückweg in sein Heimatdorf die Madonna erschienen. Sie habe ihm befohlen, zurück und nach Westen zu gehen. Er solle zu ihren Ehren einen Kirchenbau für alle, eine Ost-West-Friedenskirche errichten.

Hier beginnt eine wechselvolle Geschichte, bei der Timofej über Prag, nach Wien und schließlich nach München kommt und sich niederlässt. 

Hier überlässt ihm die Stadt ein abseits gelegenes Grundstück am ehemaligen Flugplatz im Oberwiesenfeld. Er baut ab 1952 mit seiner Gefährtin Natascha die heute noch stehenden Gebäude aus dem Bombenschutt des Krieges. Ohne Baugenehmigung und ohne weitere Hilfsmittel. Zeitungen wie die Abendzeitung oder die Süddeutsche betitelten ihn zu Lebzeiten als „Olympia-Eremit" oder „Einsiedler vom Oberwiesenfeld".

In seinem kleinen Wohnhaus, das heute als Museum dient, erzählt die Fotografin Camilla Kraus Timofejs‘ Leben in Bildern. Eines davon aus dem Jahr 1972 zeigt Timofei und Natascha als Hochzeitspaar. Als seine Frau fünf Jahre später im Alter von 78 Jahren starb, errichtete Timofej ihr im Garten neben der Kirche ein symbolisches Grab - für sein privates Gedenken.

Die Gedenkstätte wird von der Stiftung Ost-West-Kirche e. V. betreut

Sie befindet sich im Spiridon-Louis Ring 100, im Olympiapark in München
Öffnungszeiten: In der Regel täglich von ca. 11 bis 17 Uhr;  im Sommer meist länger

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