Freitag, 17. März 2017

Starnberger See - Schleißheim und Waldemar Bonsels Biene Maja

105. Geburtstag des Kinderbuch-Charakters: BIENE MAJA

Eine Biene-Maja-Linde für Literaten in Schleißheim

Waldemar Bonsels schrieb "Die Biene Maja und ihre Abenteuer"


Maja war eine Biene aus Schleißheim. Vor etwas mehr als 100 Jahren saß ein junger Mann im Oberschleißheimer Berglwald unter einer Linde. Um ihn herum auf den Blüten der Streublumenwiese surrten die Bienen. Am Baumstamm krabelten Käfer und von einem herumliegenden Ast hüpfte eine Heuschrecke – eine schlanke grüne, mit sehr langen Beinen. Der Schriftsteller versank in der Naturbeobachtung, wurde eins mit Baum, Wiese und Biene.

Blumen wie zu Bonsels Zeiten, Schlosspark Schleißheim,
Foto: Helga Waess / Archiv

Waldemar Bonsels schrieb "Die Biene Maja und ihre Abenteuer"


Er nahm den Füllfederhalter zur Hand und fing an zu schreiben:
Die ältere Bienendame, die der kleinen Biene Maja behilflich war, als sie zum Leben erwachte und aus ihrer Zelle schlüpfte, hieß Kassandra und hatte großes Ansehen im Stock. Es waren damals sehr aufregenden Tage, weil im Volk der Bienen eine Empörung ausgebrochen war, die die Königin nicht unterdrücken konnte. …“ (Vgl. Waldemar Bonsels „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“, 3. Auflage (1912)
Irgendwann entdeckte der Autor an der Rinde einen Käfer und schrieb Sätze wie:
"Der Borkenkäfer Fridolin lebt mit seiner Frau und 50 Söhnen unter der Rinde der Kiefer. Auch wenn die Menschen ihn nicht mögen, findet Maja ihn doch sehr liebens-würdig." (Vgl. ebd.)
So könnte es gewesen sein!


Der Schleißheimer Schlosspark inspiriert noch heute


Und streift man heute durch das üppige Grün des Schlossparks und durch die zugehörigen Anlagen, beobachtet im Spätsommer die Jungschwäne oder die bunten Blumenrabatten, so fällt das zurückversetzen, in die Zeit des Schriftstellers Waldemar Bonsels nicht schwer.

Mit dieser fantastischen Welt der Insekten wurde er zum Sprachrohr der Natur. Er gab einer kleinen, fleißigen Biene, die ein paar Jahre später erstmals in die Lektorenhände eines Verlegers und damit in die Welt der Bücher und ihrer Leser flog, eine unvergleichliche Geschichte. Sie und ihre Freunde von Wiese und Baum erhielten eine literarische Stimme.

1912 erschien in der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart und Berlin der erste Band „Biene Maja und ihre Abenteuer“ und 1915 der zweite Band „Das Himmelsvolk“.
Und das kam an, denn mit der Erstauflage erblickte ein Bestseller das Licht der Bücher-Welt! Die Erstauflage hatte gleich 3000 Exemplare.

Über Jahrzehnte hinweg verzückte diese kleine Biene Generationen von Kindern, Eltern und Großeltern. Ihre Abenteuer wurden in 40 Sprachen übersetzt.

Die Autoren Waldemar Bonsels und Bernd Isemann 


Ihr Autor Waldemar Bonsels (1880-1952) lebte für nur 2 Jahre zusammen mit seinem Schriftsteller-Kollegen Bernd Isemann in einer Villa am Schleißheimer Schloss. Eine künstlerisch sehr befruchtende Freundschaft. Isemann schrieb zeitgleich an „Nala und Re“, einem Roman über eine Ameisenfreundschaft.

Die beiden Literaten kauften sich gemeinsam eine Villa in Schleißheim. Hier saßen sie im Garten und schrieben Insektenromane.

Klingt nach Bohème!

Für soviel geistige Freiheit musste man um 1910 – und müsste man heute auch – einen finanziell möglichst unabhängigen, das alltägliche Leben sichernden Status haben. Einige Jahre zuvor hatten die beiden Literaten eine Verlagsgesellschaft in München gegründet und für die nötige Unabhängigkeit gesorgt.

Ein Buch als Sammlerobjekt


105 Jahre nach dem Erscheinen des ersten Maja-Buches, das heute unter Sammlern von Kinderbuch-Erstauflagen sehr gefragt ist und antiquarisch gehandelt wird, ist es nach wie vor beliebt. Bald nach erscheinen war die kleine Biene Maja in unzähligen Kinderzimmern der Welt zuhause und spätestens nach dem Start der Zeichentrickserie in den 1970er Jahren allgemein bekannt. Und auch der gesungenen Titelsong-Ohrwurm von Karel Gott brachte erneute Bestseller-Auflagen.

Am Starnberger See, Foto: Helga Waess / Archiv

Das ereignisreiche Leben Waldemar Bonsels


Aber das Leben geht manches Mal andere Wege und ist in der Realität weniger „blumig“:
Waldemar Bonsels heiratete drei Mal und hatte insgesamt fünf Söhne. Gefühlsmäßig, oder besser partnerschaftlich, wurde er - wie es scheint - nie richtig sesshaft. Schließlich ließ er sich am Starnberger See - in Ambach -  nieder, wo die "waldemar-bonsels-stiftung.de" sein Haus und Andenken bewahrt.

Bonsels - Schleißheim und eine Biene-Maja-Linde


Am Haus des Literaten in Schleißheim wurde übrigens eine neue Biene-Maja-Linde gepflanzt. So wie jene unter der einst die Biene Maja ersonnen wurde.

Mögen noch viele Literaten Oberschleißheims 

unter ihr von der Muse geküsst werden!