Donnerstag, 30. März 2017

Hannover: UNESCO-WELTDOKUMENTENERBE bestimmt "Goldenen Brief" zum "Weltdokumentenerbe"

UNESCO-WELTDOKUMENTENERBE


Goldener Brief der Leibniz-Bibliothek Hannover ist UNESCO-Weltdokumentenerbe


Aufnahme des Goldenen Briefes in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes


Im Mai 1756 schickte der birmanischen König Alaungphaya einen auf reinem Gold und mit Rubinen verzierten Brief, der in einem Elfenbeinstoßzahn aufbewahrt war, an König Georg II. von Großbritannien und Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg. Die Beförderung des Schriftstücks dauerte immerhin zwei Jahre, denn die Post von Myanmar nach Großbritannien musste 20.000 Kilometer bewältigen. Unbeantwortet ließ Georg II. Dieses Schriftstück an die Königliche Bibliothek in Hannover weiterleiten.



Hannover Hauptbahnhof mit Denkmal,
Foto: Helga Waess


Im Jahr 2015 wurde der so genannte „Goldene Brief“ bereits als UNESCO-Weltdokumentenerbe ausgezeichnet. Heute wurde die Urkunde durch die Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, welche die Aufnahme des Goldenen Briefs in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes bestätigt an die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover verliehen.

Golderner Brief war bis 2009 nur ein „indisches Objekt“

Ein geschichtsträchtiger Inhalt und einzigartige künstlerische Gestaltung

In diesem Goldenen Brief geht es um die Gründung einer Handelskolonie, welche der birmanische König Alaungphaya mit dem britischen König Georg II. Beschließen möchte. Vor dem Hintergrund des Siebenjährigen Krieges (1756–63) sollte es einen geregelten ost-westlichen Austausch geben. Alaungphaya hatte diesen innerbirmanischen Krieg für die Sicherung seiner Macht geführt und war nun auf der Suche nach neuen Bündnispartnern. Da lag die handelspolitische Verbindung mit Großbritannien nahe. Leider hat George diesen Brief niemals in einer Übersetzung gelesen, da dieses hochwerktvolle Objekt, das eigentlich eine Brücke von Asien nach Europa schlagen sollte in der königlichen Bibliothek als „indisches Objekt“ eingeordnet und aufbewahrt wurde.

Erst vor nunmehr acht Jahren wurde das Schriftstück übersetzt und war eine Sensation


Die Nominierung wurde gemeinsam von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, dem Kulturministerium der Republik der Union Myanmar und der Nationalbibliothek des Vereinigten Königreichs (British Library) eingereicht.

Stimmen zur Aufnahme des Goldenen Briefes in das UNESCO-Register des Weltdokumentenerbes


Der Goldene Brief ist ein einzigartiges Zeugnis der birmanischen und europäischen Geschichte. Er spiegelt die asiatisch-europäischen Beziehungen im 18. Jahrhundert und die politischen Verhältnisse im Europa jener Zeit wider. Als gemeinsames Erbe dreier Länder inspiriert dieser kunstvoll gearbeitete Brief, uns mit der Vergangenheit zu beschäftigen und daraus Lehren für die Gegenwart und Zukunft zu ziehen“,

betont Prof. Dr. Verena Metze-Mangold, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission.

„Der Goldene Brief ist ein bedeutender Teil des Kulturerbes in Niedersachsen. Er dokumentiert die jahrhundertealte Verbindung mit dem britischen Königreich“,
sagt die Niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur Gabriele Heinen-Kljajić. „Die Landesregierung misst der Wahrung des kulturellen Erbes hohe Priorität bei. Daher haben wir in den vergangenen Jahren viel investiert, um Landesbibliotheken und -museen gut für die Zukunft aufzustellen.“

Anne May, Direktorin der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, bedankt sich für die Auszeichnung:

„Sie unterstützt uns in unserem Auftrag, das Kulturerbe Niedersachsens, das wichtiges Quellenmaterial für die Forschung ist, zu erhalten, es zu erschließen und zu digitalisieren, um es in Forschungsinfrastrukturen oder öffentliche Portale, wie das Kulturerbeportal Niedersachsen, einzubinden und für alle Interessierten sichtbar und nutzbar zu machen.“

Das UNESCO-Dokumentenerbe


Das UNESCO-Register „Memory of the World“ gibt es seit 1992. Es soll in einem digitalen Netzwerk herausragende Buchbestände, Handschriften, Partituren, Unikate, Bild-, Ton- und Filmdokumente erfassen und diese dokumentarischen Zeugnisse mit weltgeschichtlich außergewöhnlichem Wert in den bewahrenden Archiven, Bibliotheken und Museen sichern. Zurzeit werden in dem Register 348 Dokumente aus allen Weltregionen aufgeführt.

Schriftstücke als Dokumentenerbe, hier lateinische Urkunde
Foto: Helga Waess

Was befindet sich im „Memory of the World“?


  • 21 Thesen der Solidarnosc,
  • die Kolonialarchive Benins, Senegals und Tansanias,
  • die Sammlung indigener Sprachen in Mexiko,
  • die Archive des Warschauer Ghettos,
  • die Göttinger Gutenberg-Bibel,
  • der koreanische Frühdruck Jikji (Anthologie der Zen-Lehre),
  • und so weiter.