Freitag, 9. Februar 2018

UNESCO-Weltbericht 2018

UNESCO-Weltbericht Deutsche Kulturpolitik


UNESCO-Weltbericht: Kultur- und Medienpolitik in Deutschland 


Kulturschaffende und Kulturverantwortliche aus Deutschland diskutieren zur Stunde über das Thema „KULTURPOLITIK NEU GESTALTEN - Kreativität fördern, Entwicklung voranbringen“


BERLIN. Die UNESCO stellt heute in Berlin ihren WELTBERICHT 2018 zur Diskussion. Es geht um die Kultur- und Medienpolitik in unserem Land und weltweit. In der Berliner Barenboim Said Akademie treffen heute an die 120 Kulturschaffende und Kulturverantwortliche aus Deutschland zusammen, um die Ergebnisse des UNESCO-Weltberichts 2018 „KULTURPOLITIK NEU GESTALTEN - Kreativität fördern, Entwicklung voranbringen“ zu besprechen.
Es geht ja voran: denn immerhin werden vom Kultursektor zurzeit Umsätze in Höhe von 2,25 Milliarden US-Dollar im Jahr generiert. Weltweit haben wir an die 30 Millionen Menschen, die im Bereich Kultur tätig sind. Aber es gibt auch immer wieder Rückschläge und Einschränkungen - besonders in der Künstler-Freiheit.
Eine Kurzfassung des UNESCO-Weltberichts 2018 kann unter diesem Link von der Homepage der Unesco als PDF heruntergeladen werden.

Pariser Platz und Brandenburger Tor in Berlin
Foto: Helga Waess (Archiv)

"Konvention über den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen"


Seit dem 20. Oktober 2005 gibt es diese Konvention, die von UNESCO-Generalkonferenz verabschiedet wurde. Ratifiziert wurde sie von 145 Ländern plus der  Europäischen Union. Deutschland hat sich am 12. März des Jahres 2007 in die Liste der Konventions-Staaten eingetragen. Ihr Sinn ist vor allem die Garantie auf eine eigenständige Kulturpolitik aller Vertragsstaaten. Die globale Kulturkooperation ist ein wichtiger Bestandteil der Völkerverständigung. Mit dem Weltbericht 2018 „KULTURPOLITIK NEU GESTALTEN - Kreativität fördern, Entwicklung voranbringen“ wird ein Überblick über die weltweite Umsetzung der Unesco-Konvention gegeben.

Die Deutsche UNESCO-Kommission fördert seit dem viele  Projekte, die zur Stärkung kultureller Vielfalt im eigenen Land, in ganz Europa und auch in der arabischen Welt beitragen. Sie setzt sich aktiv in der Politikberatung für eine stärkere kulturelle Governance ein.

Was merkt der Unesco-Weltbericht 2018 an? 


Wie der Bericht aufzeichnet, werden bereits viele Fortschritte im Rahmen einer aktiven Kulturpolitik geschaffen. Weltweit hat sich die Produktion kultureller Inhalte vervielfacht. Das sind natürlich wichtige Pluspunkte, die zeigen, dass aktive Kulturpolitik sehr sinnvoll ist.

Aber, so die Verfasser des Berichts, es gibt auch Defizite:

  • so beim Zugang zu Handelsmärkten für Kulturgüter oder Kultur-Dienstleistungen
  • die Künstler-Freiheit
  • die Künstler-Mobilität
  • oder und immer noch: die Geschlechtergerechtigkeit!

Dies sind dann auch schon die Kernthemen des Berichts. Der festhält: Trotz guter und weiterführender Initiativen bestehe auch in Deutschland im Bereich Kultur- und Medienpolitik Handlungsbedarf.

Die Unesco erwartet für Deutschland mehr Künstlerfreiheit  


Der Kulturwissenschaftler  Wolfang Kaschuba, der im Vorstand der Deutschen UNESCO-Kommission sitzt sagte gegenüber der Presse

„Kunst ist als globales Medium der kritischen Begleitung gesellschaftlicher Prozesse und des offenen Austauschs gesellschaftlicher Erfahrungen unser wichtigstes kulturelles Kapital. Freilich nur dann, wenn sie nicht – wie heute zunehmend versucht – wirtschaftlich kontrolliert und politisch gelenkt wird. Sie muss sich vielmehr frei entfalten und damit selbst die Idee und den Raum der Freiheit verkörpern können. Deutschland kommt hier auf Grund seiner dramatischen Geschichte und seiner aktuellen Rolle als Zufluchtsland eine ganz besondere Verantwortung zu. Wir unterstützen nachdrücklich die Initiative vom September 2017, mit der Leiterinnen und Leiter renommierter Theater, Museen und Filminstitutionen aus der ganzen Republik die Bundesregierung aufgefordert haben, ein Programm für verfolgte Künstlerinnen und Künstler aufzulegen. Wir erwarten, dass die neue Bundesregierung dies zügig umsetzen wird. Auch stünde es unserem Land gut an, wenn neben den Städten Hannover und Frankfurt sich weitere Städte dem internationalen Netz „Städte der Zuflucht“ (ICORN) anschließen würden.“ 

In Deutschland fehle ein offizieller Zustands-Bericht zur Lage der Kultur


Der Vizepräsident der Kulturpolitischen Gesellschaft, Dr. Tobias Knoblich, bringt die Forderung der Unesco auf den Punkt:

Gute Kulturpolitik braucht Daten, Fakten, Evaluationen. Der Weltbericht fordert hier Engagement von den Staaten ein, gerade mit Blick auf das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher Handlungsebenen und Akteure. Deutschland sollte seine Kulturpolitikforschung ausbauen und in regelmäßigen Abständen einen Bericht zur Lage der Kultur in Deutschland erarbeiten, wie ihn auch der Deutsche Städtetag fordert. Mit einem Kulturfinanzbericht allein, dessen Quelldaten bei Erscheinen schon drei Jahre alt sind, ist es nicht getan. Notwendig ist ein zeitnahes Monitoring im Kulturbereich mit mehr als nur statistischen Daten, das neue Einsichten und schnelles Reagieren bei Defiziten erlauben würde.“ 

UNESCO-Konvention: Kulturpolitik  und Gesellschaftspolitik gehen Hand in Hand 


„Die UNESCO-Konvention Kulturelle Vielfalt ist nicht nur Berufungsgrundlage, sondern auch ein Handlungsinstrument für Nachhaltigkeit und gerechten Welthandel. Das gilt sowohl für die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklung als auch die verschiedenen Handelsabkommen. Diese UNESCO-Konvention sollte stärker handlungsleitend für eine gemeinwohlorientierte Gesellschaftspolitik sein, denn Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik.“ 
so Prof. Christian Höppner, Präsident des Deutschen Kulturrates, gegenüber den Medienvertretern.